Das Projekt in den Worten von Peter Moser
“Bei dieser Erfahrung habe ich zum wiederholten Mal jede Regel und jedes Denkschema abgeschüttelt, ich bin in meinen Lebensraum zurückgekehrt mit dem Anspruch, dort so viel wie möglich alleine zu bleiben. Nur der Schnee unter meinen Füßen, der Wind in meinen Haaren, mein Blick zum Horizont gerichtet und in meinen Ohren nur das Geräusch meines Atems begleiteten mich. Ich entschied mich, diese Route mit allem anzugehen, was meine Art des Alpinismus ausmacht: leicht, schnell und allein, indem ich die technisch schönsten und anspruchsvollsten Hänge wählte.
Eigentlich hatte ich geplant, im Frühjahr oder zumindest am Ende des Winters zu starten, aber in diesem Jahr war der Schnee im Februar sehr kompakt und hart, eine Folge der Schneefälle mit anschließendem Regen auch in der Höhe, und ich musste mich darauf einstellen. Diese Bedingungen, obwohl tückisch, erlaubten es mir, sehr schnell zu sein, besonders auf den Graten mit Steigeisen an den Füßen. Ich habe nicht viel geplant, ich wollte einfach Tag für Tag die unzähligen Gipfel in Angriff nehmen, ich habe einfach einen Startpunkt gewählt, ohne zu wissen, wo der Ankunftspunkt am Abend sein würde.
Um mich fortzubewegen, verließ ich mich nur auf meinen Instinkt, kein Papier, keine technischen Mittel halfen mir. Einfach mein Blick und meine Augen, die mich zu einem Gipfel nach dem anderen führten, den ich vor mir sehen konnte. Ein großer Teil der Strecke verlief auf zum Teil sehr ausgesetzten und anspruchsvollen Graten, die weit über die klassischen Bergsteiger- und Skitourenrouten hinausgingen und oft mit der Ungewissheit verbunden waren, nicht bestehen zu können. Es war keine Heldentat, sondern ein großes Abenteuer: Beim Wandern, Klettern, Skifahren sah ich Rehe, Gämsen, Adler, Schneehühner und Wölfe, ich fühlte mich wieder als Teil dieser Umgebung und freute mich. Und das alles geht weit über die reine sportliche Leistung hinaus.
In meiner Arbeit als Bergführer habe ich schon viele Berge kennengelernt, aber ich kehre jedes Mal gerne ins Lagorai zurück, weil ich hier eine Ruhe, eine andere Luft im Vergleich zu anderen Tälern finde. Der Tourismus hat diese von den Bauern geschmiedeten Berge, die noch nach Landwirtschaft, nach “malghe” (Schäferhütten) und nach weidenden Kühen riechen, nur gestreift. Es sind andere Berge, es gibt keine Skigebiete außer ein paar am Rand, nur eine Straße führt durch sie und die ist im Winter gesperrt, es gibt keinen Massentourismus und so sind sie lebendig und authentisch geblieben, sie sind noch kein Jahrmarkt, kein touristisches Angebot, das Mitte August den Touristen übergeben wird.
Ich arbeite hier nicht nur als Bergführer, ich bin auch Bauer, ich habe einen Hof, ich bewirtschafte das Land, ich schlage Holz, ich lebe die Berge in 360 Grad als Bergsteiger, als Sportler, als Mensch, der hier geboren wurde und der sein Leben hier beenden wird”.